'Babyfundkater "Garfield" braucht Hilfe und keiner fühlt sich zuständig'

21.08.2012
Der Tag begann wie jeder andere auch: Ich fuhr morgens nach Görlitz um meine Tagesgäste abzuholen, als plötzlich das Auto vor mir einen Schlenker machte. Da sah ich auch schon etwas kleines, felliges auf der Straße sitzen. Eine süße Babykatze, die dort definitiv nicht hingehörte und aussah als füge sie sich in ihr Schicksal überfahren zu werden. Ich fuhr rechts ran, hielt an und sammelte sie erstmal ein. Begeistert war sie von meiner Aktion zwar nicht, aber sie war viel zu schwach um wegzulaufen und wohin war ihr auch nicht klar. Nun saß sie in meinem Auto und ich musste ja noch die Hunde abholen. Das Frauchen meines ersten Gastes half mir glücklicherweise mit einem Karton aus, so das eine Weiterfahrt mit Hunden und Babymieze möglich war. Zuhause angekommen, rief ich erstmal eine Kundin meiner Pension an, die in dem Fundort am nächsten gelegenen Ort wohnt. Schließlich hatte ich ja vor die gerettete Miez nach Hause zu bringen. Da der Ort kaum 10 Häuser hat, kennt jeder jeden, so das die Kundin wüsste, wenn jemand Babymiezen hat. Leider Fehlanzeige. Aber es gibt wohl mehrere verwilderte Katzen dort, da immer wieder mal welche in der Nähe ausgesetzt werden. Ob Garfield nun direkt dort ausgesetzt wurde oder das Baby verwilderter Katzen ist, werden wir wohl nie erfahren. Da Garfield nun also ein Fundtier ist, ging ich den offiziellen Weg. Ich rief das zuständige Ordnungsamt des Verwaltungsverbandes Weißer Schöps - Neiße in Kodersdorf an, um den Fund zu melden. Normalerweise gibt das Ordnungsamt dem für hier zuständigen Tierheim in Horka einen Auftrag zur Aufnahme. Die nette Dame am Telefon erklärte mir das sie nicht zuständig sind. Bei Hunden wäre das was anderes, da von ihnen eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgehen könnte. Wie blöd von mir - natürlich ist es keine Gefahr wenn Autos plötzlich bremsen und schlenkern. Und selbst ohne ausgehender Gefahr hat Deutschland ein Tierschutzgesetz, so das irgend jemand zuständig sein müsste. Also rief ich im Tierheim Horka an und erklärte das Problem. Dort sagte man mir das das Tierheim nur Tiere im Auftrag der Gemeinden aufnimmt und das die Gemeinde durchaus zuständig sei. Allerdings selbst wenn ich die Gemeinde überzeugen könnte sich zuständig zu fühlen, ist alles mit Katzen überfüllt, so das sie sie trotzdem nicht aufnehmen könnten. Da ging mir nun so einiges durch den Kopf: Könnte es vielleicht daran liegen, das ein Hund besser zu vermitteln ist und man weniger Verlust macht, wenn man bedenkt was tierärztliche Untersuchungen kosten? Für eine Vermittlung muss das ja nun mal sein und man kann froh sein, wenn überhaupt jemand eine Katze aufnimmt. An jeder Ecke gibt es welche geschenkt. Aber hat eine Katze deshalb kein Recht auf gute Versorgung - ist sie deshalb weniger wert? Ich glaube nicht! Als letzten Versuch rief ich das Tierheim in Görlitz an und der nette Tierheimleiter war der Erste der mir seine Hilfe anbot und die Katze aufnehmen würde - trotz Überfüllung. Um dem Tierheim zumindest die Kosten einer Eingangsuntersuchung zu ersparen und die Fahrzeit zum Tierarzt entschloss ich mich das erstmal selber zu tun. Mein Haustierarzt beriet mich wie immer sehr ausführlich, wofür ich sehr dankbar bin. Es stellte sich heraus, das die Mieze ein kleines Katerchen ist. Er hatte Untertemperatur, war sehr geschwächt und hatte bisschen verklebte Augen. Es gab eine Infusion unter die Haut und Antibiotika. Da er noch sehr klein ist, hätte ich ihn auf 8-9 Wochen geschätzt. Schließlich wiegt er grad mal 800g. Zu meiner Überraschung stellte sich heraus, das er gerade im Zahnwechsel ist und damit schätzungsweise im April geboren. Jetzt müssen wir erstmal abwarten, ob ihm was fehlt oder ob er der seltene Fall einer kleinwüchsigen Katze ist. In der Hoffnung, das er noch etwas zulegen wird bekam er noch auf dem Tierarzttisch den Namen "Garfield". In den nächsten Tagen braucht der Kleine natürlich mehr Betreuung als normal. Die Temperatur muss gemessen werden, das Antibiotikum muss pünktlich verabreicht werden, die Augen regelmäßig gesäubert… Nun stellte sich mir die Frage: Soll ich das einem überfüllten Tierheim zumuten, das ohne das es zuständig ist aus gutem Willen "Ja" gesagt hat?! Es ist zwar nicht so das mir langweilig ist und ich nichts zu tun habe, aber ich denke das es besser ist, wenn Garfield erstmal bei mir bleibt, bis er aus dem Gröbsten raus ist. Also hat er zur Beobachtung ein Quarantänezimmer bezogen. Falls er irgendwelche Krankheiten hat, kann er zwar keine anderen Gäste anstecken, weil ich nur geimpfte Tiere aufnehme, aber besser zu viel Vorsicht als zuwenig. Zu meiner großen Freude hat er sogar ordentlich gefressen. In die Ecke, wo er hingekackt hat, habe ich das Katzenklo gestellt und er benutzt es auch schon.


07.09.2012
Anfang der Woche rief ein nettes Ehepaar für Garfield an, ob er noch zu haben ist. Sie waren erst eine Woche im Urlaub nach Erscheinen des Artikels. Als sie erfuhren das er noch zu haben ist, waren sie 1 Stunde später da und Garfield fand den Mann gleich ganz nett. Das verantwortungsbewusste Paar adoptierte ihn vom Fleck weg und wird ihn auch noch impfen lassen. Er lebt jetzt als Zweitkater im Haus mit Freigang in verkehrsberuhigter Lage. Wir sind froh, das Garfield so schnell ein gutes Plätzchen gefunden hat, wo liebe Menschen für ihn da sind. Ob er noch normal groß wird oder so klein bleibt, wird sich zeigen. Wir bleiben auf alle Fälle mit ihm in Kontakt. Unser besonderer Dank gilt einer Kundin, die die Sächsische Zeitung auf sein Schicksal aufmerksam machte und Frau Hecking von der Sächsischen Zeitung, die den Artikel verfasste. Seine neue Familie meldete sich nämlich aufgrund des Artikels.

03.09.2012
Garfield hatte nun einige Tage Zeit sich richtig einzuleben und zu erholen. Gestern Abend bekam er das letzte Mal sein Antibiotikum. Die Augen sind klar und auch sonst macht er den Eindruck eines gesunden, jungen Katerchens. Er klettert, springt, spielt, schmust und frisst ziemlich gern. Er fasst sich auch nicht mehr so knochig an, wie am Anfang - könnte daran liegen, das die Waage jetzt 1,5 kg anzeigt. Beim ersten Wiegen habe ich mich bestimmt ein bisschen vertan. Etwa 17cm ist er hoch (Schulterhöhe) und vom Hals zum Schwanzanfang sind es ca 20 cm. Mittlerweile ist Garfield so anhänglich, das ich aufpassen muss, das er nicht durch die Tür huscht, wenn ich das Zimmer verlasse. Auch das Spielen mit einer Reizangel mit Mäuschen macht ihm Spaß. Und dabei ist er richtig schnell. Sein Futter bekommt er nicht mehr im Napf - er muss es sich erarbeiten. Aus Kartons fummeln, im Zimmer suchen und er muss klettern, weil auch auf den oberen Brettern was zu finden ist. So hat er wenigstens was zu tun, weil er ja doch die meiste Zeit allein verbringen muss. Als nächstes bekommt er nun seine Wurmkur und demnächst geht es dann zum Impfen. Ich hoffe der Tierarzt kann dann bestätigen, das Garfield topfit ist. Zwischenzeitlich hat Garfield ja sogar geschafft mit seiner Geschichte in die Sächsische Zeitung zu kommen. Ich habe mich sehr gefreut, das Frau Hecking bei dem Artikel wieder die richtigen Worte gefunden hat. Eine Familie hat daraufhin zwar Interesse an ihm bekundet, aber ob das wirklich was wird weiß noch keiner. Das "Goldstück" ist also noch zu haben. Noch ein paar Fotos und Videos:







28.08.2012

24.08.2012
Garfield ist zwar erst wenige Tage bei uns, aber ich habe den kleinen Mann schon richtig ins Herz geschlossen. Anfangs hat mir sein gesundheitlicher Zustand ja echt Sorgen gemacht. Glücklicherweise hat sich der Besuch beim Tierarzt wirklich gelohnt und Garfield spricht super auf die Behandlung an. Die Augen sind sauber und klar ( er war auch immer sehr nett und kooperativ beim Säubern) und auch die Körpertemperatur hat sich normalisiert. Er frisst wie man es von einem "Garfield" erwartet viel und gern. Die Antibiotikatabletten lässt er sich im Nassfutter gut unterjubeln - dabei können Katzen ja auch erstaunlich mäklig sein. Ich halte es für immer unwahrscheinlicher das er das Baby verwilderter Katzen ist. Nach dem ich einmal das Häufchen ins Katzenklo getan habe, hat er nicht mehr woanders hin gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen das eine wild aufgewachsene Katze so schnell stubenrein wird. Meine andere Sorge war, ob er überhaupt vermittelbar wird. Einen wild aufgewachsenen Kater an das Zusammenleben mit Menschen zu gewöhnen und sogar wie von vielen gewünscht zum Schmusen zu bekommen, hätte ich mir nicht wirklich zugetraut. Allerdings war meine Besorgnis völlig unbegründet. Seit gestern kommt Garfield freudig von seinem Ruheplatz zu mir wenn ich ins Zimmer komme. Er liebt es gekrault zu werden, lässt sich auf dem Rücken liegend den Bauch kraulen, näselt mit mir, lässt die Krallen drin und kann gar nicht so doll schnurren wie er möchte. Würde das ein Kater machen, der sonst keinen Kontakt zum Menschen hatte? Kann ich mir nicht vorstellen. Nun bleibt mir erstmal nur zu hoffen das sich Garfield weiter gut entwickelt und das der Tierarzt das nächste Mal mit seiner Gesundheit zufriedener ist.

plants